Gleich vorweg: Ich liebe den alten Film Twister aus dem Jahre 1996. Er versprüht einen ganz gewissen Charme. Die Bedrohlichkeit der Tornados wirkt real. Die Schauspieler, ganz vorne Helen Hunt mit Bill Paxton und dem wandlungsfähigen Philip Seymour Hoffmann liefern einen richtig guten Job. Regisseur Jan de Bont, der ja immerhin als Kameramann auch für Kultfilme wie Stirb langsam, Jagd auf roter Oktober, Lethal Weapon 3, Black Rain und als Regisseur für Das Geisterschloss und Tom Raider verantwortlich ist, zeigt einfach das richtige Händchen für dieses Thema.
Nun läuft sozusagen eine Neuverfilmung des Stoffes von Michael Crichton. Nicht ganz, aber irgendwie doch. Der Film heißt Twisters und die Mehrzahl im Namen soll eben den kleinen Unterschied machen. Statt Helen Hunt agiert Daisy Edgar-Jones, die zuletzt in „Der Gesang der Flusskrebse“ glänzte. Als Haudrauf-cool-sexy-Wissenschaftler hampelt Glen Powell über die Leinwand. Und das ist einfach schon zu viel. Wer selbst in der Wissenschaft tätig ist, weiß, dass das alles weit drüber ist. Sicherlich gibt es immer wieder Paradiesvögel in diesem Metier. Aber dann schon eher solche durchgeknallten und nerdigen Typen wie den Charakter, den Philip Seymour Hoffmann in dem alten Film darstellte. Allein die Anfangssequenz, in der die junge Truppe als Wissenschaftler auftreten und wirklich von nichts eine Ahnung haben, hat mich schon aufgeregt. Jene wissen nicht einmal, wie man ein Experiment dokumentiert. Was soll das? Völliger Unsinn.
Aber es ist Hollywood und schauen wir einmal über diese Mängel hinweg. Was bleibt, ist ein Katastrophenfilm, dem die bedrohliche Spannung vom Vorgängerwerk schlichtweg fehlt. Sicher, man wird unterhalten, aber im letzten Drittel schaute ich schon auf meine Uhr. Twisters hat mich nicht abgeholt. Regisseur Lee Isaac Chung, der noch eine recht übersichtliche Filmografie hat, übersteuert und fliegt somit aus der Kurve. Die Handlung ist im Grunde die Gleiche wie im Originalfilm, nur eben etwas verdreht. Die „sauberen“ Wissenschaftler sind erst die Guten, dann die Bösen und die scheinbaren Chaoten sind die, die dann alles retten und den Bösen den Spiegel vorhalten, damit sie gut werden.
So ein Film lebt von den Effekten. Die CGI ist natürlich moderner und besser als im alten Film. Doch sie hat mich nicht abgeholt. Der WOW-Effekt blieb aus. So blass die Charaktere sind, so blass wirken auch die CGI-Effekte. Nett finde ich allerdings die Idee mit dem Soundtrack, der auf Country-Music setzt, was den Handlungsort Oklahoma wunderbar unterstreicht.
Am Ende muss ich leider zugeben, dass sich der Besuch des Kinos nicht gelohnt hat. Es reicht, wenn man auf die Veröffentlichung bei Amazon Prime TV wartet.